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Im Traum der Liebe

Unter leuchtenden Wolken auf einem Teppich aus rotem Plüsch spielt sich die Liebe von Betty und Morris ab wie ein Traum. „Ich brauche dich mehr als ich dich liebe und ich liebe dich so, so sehr“ zeigt die Begegnung zweier Jugendlicher, die ineinander verschmelzen wollen und in ihrer Rätselhaftigkeit einander doch entrückt bleiben.

 

Die Szene ist ein Spielplatz aus warmen Farben, die Kostüme der Spieler:innen Pastellfarben und über allem tönt zu Beginn ein Lied, das nach Erinnerungen an die Liebe klingt. Auf dem Spielplatz sind die neun Spieler:innen des Jugendschauspielclubs #noname verteilt. Sie alle sind Betty und Morris. Die Geschichte ist schnell erzählt: Die beiden treffen sich, sie lieben sich und als die Liebe abebbt, verlassen sie sich. Diese Geschichte entfaltet sich in Splittern poetischer Reflexionen, Momentaufnahmen und in Stücken eines Traums.

 

Wenn die geliebte Person alles im Leben durchdringt und jeder Gedanke nur noch gedacht wird, um ihn ihr zu beschreiben, wenn jede Berührung zur Erinnerung an sie wird und wenn sich in allem die Sehnsucht des nächsten Beisammenseins offenbart – sehen wir dann die naive Liebe zweier Teenager, die verloren an sich selbst, von unverhofft intensiven Gefühlen überwältigt werden? Die aneinander ihren Weltschmerz stillen, alles andere belanglos wird und die zusammen zugrunde gehen müssen? Ist es pathologisch übermütige Manie, die sich an Sinnlichkeit berauscht, Ewigkeit sucht und am Wissen verzweifelt, dass alles bloß Erinnerung gewesen sein wird?

 

Und wenn dann doch ein unsagbarer Rest bleibt, etwas Dunkles, eine seltsame Kälte? Die Wolke über den beiden rückt während des Abends bedrohlich nah ans Publikum, bis Betty und Morris nicht mehr so tun können, als wäre da nichts.

 

Die Form dieses Abends ist rätselhaft, manchmal schön, manchmal verwirrend und manchmal von zerrüttender Schönheit. Ist es Betty, die da spricht, oder Morris? Ist das, was wir sehen, echt oder im Rückblick idealisiert? Sind ihre Gedanken poetisch oder banal? Wollen wir so wie Betty und Morris lieben, heftig bis an die Grenze des Aushaltbaren, oder gibt es auch eine reifere Liebe? Wenn auch ihre Liebe nachher nur noch in Erinnerung besteht: Vergessen werden sich Betty und Morris nicht.


Oskar mag das Absurde und Ironische und verliert sich gerne in Gedanken. In der Kunst sucht er nach schön formulierten Sätzen.