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Und im Wesentlichen — was bleibt am Ende?

Allein das Lesen des Namens des Theaterjugendclubs „Sorry, eh!" faszinierte mich und dieses Gefühl wurde noch vergrößert, als ich den Ankündigungstext des Stücks las. Ausgehend von Sophokles’ Tragödie „Antigone“ in einer Bearbeitung des Expressionisten Walter Hasenclever von 1919, über Aischylos „Sieben gegen Theben“ bis zur „Orestie“, schuf die jugendliche Theatergruppe unter der Leitung des Regisseurs Yves Hinrichs einen modernen, frischen, dynamischen Theaterabend. Er widersetzt sich, wie man auf dem Programmzettel lesen kann, jeder Form von Macht, Gewalt, Kriegen, Lügen, Ausbeutung, Imperialismus und Zerstörung. Der antike Stoff wird ergänzt mit Texten von Magali Raßmann, Omid Arabbay, Stine Kreutzmann, Toni Leue und Maria Kremer, die teilweise auch zum Ensemble von Sorry eh!" gehören. Wir hören in diesen Texten von Nähe, Kontakt, Kommunikation, gegenseitiger Hilfe und Akzeptanz.

 

„So lang ich lebe, lebt Gerechtigkeit." – ein ironischer, sehr klug gewählter Titel. Es ist eine Performance, die beweist, dass ein gutes Ergebnis nicht die Hilfe einer teuren Bühne braucht. Auf der schlichten, mit Holzplatten vertäfelten Bühne, reißt die große Gruppe von Spieler:innen die Zuschauenden in ihre Geschichte, in ihren Gesang (musikalische Einstudierung: Gwendolin Kyra Schmerer) und in ihren Tanz: Sie zeigen sich mit bunten oder monochromen Kostümen (Kostüme: Naomi Jaschinski), mal synchron als Chor und mal einzeln in der ganz eigenen Ausdrucksweise in den Tanzstücken (Choreographie: Paul Spiering). Die Wahl der wunderbaren Musik trägt jedes Mal zur Erschaffung der entsprechenden Atmosphäre bei. Wenn die Spieler:innen als Chor agieren, ist er dominant auf der Bühne, er ist mächtig, wirkt als ein Ganzes, der in bestimmten Momenten bricht. Dann treten einzelne Spieler:innen hervor, zu zweit oder zu dritt um sich auf bestimmte Themen zu konzentrieren, die sie dadurch hervorheben. Wir hören Auszüge aus der von Walter Hasenclever bearbeiteten Tragödie “Antigone”, ein Exempel des Widerstands gegen Macht. In Sophokles' spezifischem Drama erfahren wir: Antigones Widerstand gegen Kreon, ist der Widerstand eines gewöhnlichen Bürgers gegen politische Macht, die seine Rechte mit Füßen tritt".

 

„Sieben gegen Theben“ von Aischylos

 

Die Geschichte basiert auf dem Mythos der Söhne des Ödipus, Eteokles und Polyneikes. Ödipus überlässt den Thron seinen Söhnen, spricht aber einen Fluch aus. Sie beschließen, Theben abwechselnd zu regieren. Als Eteokles den Thron nicht an Polyneikes übergibt, greifen er und sechs weitere Anführer die Stadt Theben an. Der Konflikt endet mit dem Sieg der Thebaner, aber auch dem Tod der beiden Brüder.

 

Wie sehr ähnelt der Mythos der griechischen Tragödie unserer Gegenwart, unserer Realität? Gegen Lügen, Unrecht und die Ausbeutung der Schwachen durch die Starken „protestiert“ der Chor auf der Bühne. Alle Schauspieler:innen kommunizieren einzeln und direkt mit den Zuschauenden, wenn sie in das Mikrofon sprechen oder am Rand der Bühne sitzen. Obwohl sie zur Form des Chors gehören, bewahren sie ihre Einzigartigkeit.

 

Der Regisseur hat sein Team gut angeleitet, jede:r Schauspieler:in spielt mehr als eine Rolle und das Tempo der Aufführung erfordert viel Konzentration und Talent.

Bemerkenswert ist die Idee des Regisseurs und des Theaterjugendclubs, ausgehend von den Texten der großen antiken griechischen Dramatiker über die großen ewigen Probleme zu sprechen, die die Menschheit plagen. Und sie fragen: Wenn wir nicht versuchen, uns einander zu nähern, „was bleibt?“.

 

Die nächsten Aufführungstermine von So lang ich lebe, lebt Gerechtigkeit" sind:

Fr, 01.07 20:00

Sa, 02.07 17:00

 

Das detaillierte Festival-Programm und weitere Infos sind hier zu finden: www.clubfusion.de


 Dimi kann ohne Theater, Filme, Konzerte und Reisen nicht leben. Monotonie "tötet" sie. Bevorzugter Songtext: "Der schönste Hafen ist der nächste".