Auf dem Weg zu dir ist die Sehnsucht nicht mehr auszuhalten …

Ein Bericht aus den Proben und Aufführungen von Kitsch & Krempel – Under the Moon of Love

Foto: Uwe Winkler
Foto: Uwe Winkler

Wenn mir jemand letztes Jahr im September gesagt hätte, dass ich während meines BFDs selbst auf der Bühne des Schauspiel Leipzig stehen würde, hätte ich es sicherlich nie geglaubt. Fast forward neun Monate und ich stehe am 20.06.21 im Zoo Leipzig mit SchauspielerInnen, Profi-MusikerInnen und anderen MitarbeiterInnen des Theaters und versuche, nicht allzu nervös zu werden. Wie bin ich hier rein geraten?!

Tatsächlich hat dieser Blog hier absurderweise seinen Teil zu meinem Glück beigetragen: Der künstlerische Leiter und Mitbegründer von „Kitsch & Krempel“, Brian Völkner, hat nämlich zufällig unseren ersten Artikel gelesen und brauchte in seiner Band noch Unterstützung von einer Violine. An meinem Geburtstag im November überrumpelt er mich zusammen mit der Regieassistentin Emily (die witzigerweise diesen Blog in ihrer Zeit als FSJlerin gegründet hat …) mit seiner Anfrage, ob ich Teil der Kitsch & Krempel-Band werden möchte. Trotz erster Zweifel, ob ich überhaupt gut genug bin, habe ich die (richtige) Entscheidung getroffen und ihm nach langem Hin und Her und gutem Zureden zugesagt. Ich sollte es nicht bereuen …

 

Februar 2021

Nach dem Lockdown-Trübsinn im Winter fingen wir am 22. mit den musikalischen Proben auf der Probebühne in Mockau an. Ich weiß noch, wie überfordert ich im ersten Moment war. Das riesige Bühnenbild (zumindest kam es mir damals riesig vor) und so viele neue Gesichter, die ich nicht zuordnen kann und die mich anschauen, als ob es ihnen genauso geht. Für drei Wochen sehen wir uns jetzt also jeden Tag. Mit jedem Song, den wir anspielen, verfliegen meine Sorgen ein Stückchen mehr. Die Lieder sind musikalisch natürlich noch nicht perfekt und wir wissen alle: Es werden ein paar anstrengende und intensive Wochen. Doch trotzdem freue ich mich auf den Flug Richtung Premiere.

 

Zur Nachtvorstellung der Verrückten, zum Irrespätprogramm

Der Komödianten und Entzückten.

Die Tänzer ziehen ihre roten Schuhe an.

Die haben den Schritt in die Realität verpaßt …

 

Flugzeug ohne Räder - Keimzeit

 

Mai 2021

Und weiter geht die lust’ge Reise. Die Endprobenwoche steht an, doch es ist schon klar: Auf die Premiere müssen wir wegen dem anhaltenden Aufführungsverbot noch einen Monat warten. Trotzdem ist die Aufregung groß, denn wir besuchen das erste Mal, nachdem wir erst in Mockau, dann auf der Studiobühne und schließlich auf dem Floßplatz geprobt haben, unsere eigentliche Spielstätte: den Zoo Leipzig. Direkt neben dem Haupteingang wirkt das Bühnenbild in Form eines Flugzeugs vor dem Palmengarten und zwischen den Bäumen auf einmal viel kleiner. Als das erste Mal das Licht angeht und die ersten Takte von „Flugzeuge ohne Räder“ erklingen, ist klar: Jetzt wird es ernst. Doch statt Nervosität oder Anspannung sehe ich in den Augen meiner MitspielerInnen eigentlich nur Euphorie, dass es endlich so weit ist. Ich hatte das Gefühl, obwohl wir bereits drei Probenblöcke über mehrere Monate verteilt hinter uns hatten: Jetzt geht es erst richtig los.

 

Vor dem Edeka des Grauens

Wo wer freundlich ist verliert

Halt ich jeden Abend Wache

Auf dem Container für Papier

 

 Straßenbahn des Todes - Element of Crime

 

Juni 2021

Endspurt! Nun ist es endlich soweit, aber irgendwie will es niemand so richtig glauben. Es gibt Menschen, die reagieren, die klatschen, singen, tanzen und über unsere Witzchen lachen. Die letzten Probentage und die Premiere vergingen wie im Rausch. Als ich die Bühne betreten und das Publikum aus dem Augenwinkel gesehen habe, dachte ich mir nur: „Wow, das habe ich wirklich lange nicht mehr gemacht“ und war einfach dankbar, nach so langer Zeit wieder auf der Bühne stehen zu dürfen und durch Musik etwas zu erzählen. Und dann auch noch mit einer großartigen Gruppe, die mich so warmherzig aufgenommen hat …

 

Die junge Welt 

Die neue Welt 

Und unsere Nacht

Wohin, wohin

 

Dahin - Rio Reiser

 

Juli 2021

Wir springen von Vorstellung zu Vorstellung! Die Gruppe hat sich eingegroovt und die Abende fliegen nur so an uns vorbei. Trotz der Routine von Maske, Soundcheck, Umziehen und Instrument stimmen, läuft jeder Abend ein bisschen anders ab. Durch meine Zeit mit dem Kitsch & Krempel-Ensemble konnte ich das Theater auf eine ganz andere Art und Weise kennenlernen, da die Bandmitglieder aus ganz unterschiedlichen Abteilungen des Hauses stammen (Ton- und Lichttechnik, Requisite, Fotografie, …). Diese Woche mischt sich meine Vorfreude jedoch schon mit Nostalgie, denn die letzten drei Vorstellungen stehen an, am 21., 22. und 23. Juli. Falls ihr selbst sehen wollt, was aus dieser Probenzeit entstanden ist, dann kommt doch vorbei!

 

Tabea Papritz entdeckte in ihrer Schulzeit ihre Leidenschaft für das Theater und sammelt nun erste Erfahrungen hinter der Bühne durch das FSJ-Kultur in der Theaterpädagogik. Mittlerweile steht sie bei der Produktion „Kitsch & Krempel“ selbst mit ihrer Geige auf der Bühne.