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Ordnung und Chaos

‚Ordnung, Ordnung und nochmals Ordnung.‘
Die Tugend schlechthin, wie das Mantra der Schauspielenden des Club ü31 zu betonen vermag. Was kann man alles ordnen und wie geht das überhaupt? Ist alles in Ordnung und wer sagt, dass alles in Ordnung ist? Und was passiert, wenn aus der Ordnung eine Unordnung entsteht, ja alles in einem großen Chaos mündet?

 

Die Hinterbühne des Schauspiel Leipzig wird bei „Ecce homo (1)“ Schauplatz verschiedener Ordnungsformationen, bei dem zwei große weiße Kreise in der Mitte der Drehbühne das Zentrum des Geschehens bilden. Der eine verläuft im anderen. Sie lassen die Weite des offenen Raumes nochmal ganz anders erfahrbar machen.

Die Schauspielenden, die in weiß-cremefarbenen Kostümen gekleidet sind, bilden schwarmartig ihr eigenes Prinzip der Ordnung, woraus einzelne Schauspielende immerzu versuchen, sich aus der Gruppe zu lösen. Bedeutet Ordnung nun, dass man sich an die Regeln hält und sich daraus die eigenen Prinzipien ableiten lassen, die allgemeingültig erscheinen? Jede Stimme, die zu Wort kommt, berichtet von ganz eigenen Erfahrungen die wahrscheinlich jedem und jeder schon mal im Alltag begegnet sind.

 

Im zweiten Teil des Stücks bewegen sich die Schauspielenden weg von der Ordnung hinein ins große Chaos. Und das scheint erstmal gar nicht so schlecht zu sein. Bunte Luftballons, die von der Decke herunterschweben, laute aufhellende Musik, die durch die Ensemble-eigene Band gespielt wird und die anderen Schauspielenden dazu anregt, das Tanzbein zu schwingen – die ausgelassene Leichtigkeit des Seins findet sich in einem großen Fest des Lebens wieder.

 

Doch auch ein Fest findet irgendwann mal sein Ende und so kommt es, dass einem Schauspielenden das Chaos doch zu groß zu werden scheint. Dies wird durch einen affektiven Moment des Ausbruchs dargestellt, worin eine noch zuvor bespielte Gitarre in alle Stücke zerschmettert wird. An diesem Punkt scheint auch das Chaos stillzustehen und die Schauspielenden suchen verzweifelt nach Ordnung.

Immer mehr kristallisiert sich die Kritik heraus, dass sich das wahre Leben nicht auf der Bühne wiederfinden lässt. Vielmehr müsse man rausgehen und die Leichtigkeit wieder in all der alltäglichen Ordnung finden. Und dies tun sie am Schluss wortwörtlich.
Nachdem sich keineR mehr an das Regiebuch zu halten scheint, verlassen alle Schauspielenden den Raum, nur das Publikum bleibt mit einem Video als Ode an ein offenes und buntes Leben zurück – mit und ohne Ordnung.

 

Ein Bericht von Katharina Felde