· 

Eine dufte Gruppe

 

Wir würden gerne wissen, wo denn die Männer aus dem letzten Jahr geblieben sind?

Wir hatten nur einen. Der Rest im letzten Jahr waren Puppen-Männer. Dem einen Mann lag das nicht so, was wir jetzt gemacht haben. Wir glauben ja, die Männer sind feige, nicht so spontan. Generell eigentlich, ob man Tanzgruppen nimmt oder Schauspielgruppen. Es sind meistens mehr Frauen als Männer – vor allem im Alter. Die sind nicht bereit, blöd zu spielen.

 

Wie kamt ihr auf die Stückidee bzw. darauf, improvisieren zu wollen?
Das war Jennys Idee! Sie hat uns verpflichtet dazu. Erst haben wir alle darüber geschimpft, aber dann hat es immer mehr Spaß gemacht. Es kamen mehr und mehr Ideen und wir haben es immer mehr verstanden und dann hat es einfach Spaß gemacht.

 

War alles improvisiert oder war teils etwas abgeklärt?
Nein – es war alles improvisiert! Mit Ideen, die uns gegeben wurden, haben wir uns einfach immer wieder überlegt und geübt, wie wir diese umsetzen können.

 

Fandet ihr das gut oder hättet ihr euch lieber mehr klassisches Theater gewünscht?
Na ja, also das war schon erstmal sehr gewöhnungsbedürftig. Wir hätten sicher gerne klassisches Theater gespielt, aber am Ende hat uns das auch sehr viel Spaß gemacht. Wir sind eben lernfähig.
Wenn man etwas einstudiert hat, kann man sich daran einfach festhalten. Wenn Ideen und Impulse aber plötzlich erst gesagt werden, hat man Angst, dass einem in dem Moment nichts Spaßiges einfällt. Deshalb war das für uns einfach erstmal sehr schwierig.


Es ist eine Überwindung, sich vor das Publikum hinzustellen, rumzublödeln, auch mal zu versagen. Wir denken eigentlich alle, dass Improtheater die Kunst des Schauspiels ist – das Höchste. Wer das kann, der kann doch eigentlich auf die große Bühne.

 

Gewonnen hat es alles auch für mich durch die Beleuchtung, die Geräusche, die Toneinspielungen. Da ist vieles von mir abgefallen, was ich davor noch blöd fand. Durch das Drumherum wird das alles aufgelockert. Nicht vergessen darf man auch die Reaktion der ZuschauerInnen. Wenn die lachen, dann hat man nicht so viele Hemmungen. Man weiß einfach nie, ob die bei der nächsten Vorstellung auch lachen.

 

Das Stück lebt ja viel von Applaus. Wie fühlt sich das für euch an?
Das beflügelt uns sehr. Die ZuschauerInnen schreiben ja auf, was wir machen sollen wie heute beispielsweise ‚Holunderbusch‘ und wir sollen in Sekundenschnelle etwas auf die Bühne zaubern. Das ist schon schwer, aber der Applaus motiviert.

 

Warum seid ihr überhaupt dieser Gruppe beigetreten?
Weil es uns Spaß macht. Wir hatten alle keine Erfahrung, aber die meisten spielen nun schon seit fünf Jahren. Wir sind alle als Rentnerinnen keine Couchpotatoes, wir sind alle Typen, die sich gesagt haben „gut, jetzt beginnt die Rente, jetzt habe ich Zeit und will was machen, was Spaß macht. Ich will mein Leben neu ausfüllen.“ Wir sind alle unterschiedliche Menschen, aber es harmoniert wunderbar. Man hat keine Scheu untereinander, man kann sich alles sagen, das ist einfach eine dufte Gruppe.

 

Das Interview führten Saskia Burzynski und Dario Seltmann