Als sich der November langsam dem Ende zuneigte, die Weihnachtsmarktstände schon aufgebaut waren und sich bei uns alles nur noch um verschiedene Adventskalenderprojekte und „Arabella oder die Märchenbraut“ drehte, genau in dieser vorfreudigen Zeit stellte uns ein neuer Lockdown vor ein mittlerweile altbekanntes Problem: Das Theater ist erneut geschlossen und wir sitzen mit mal mehr, mal weniger Motivation im Homeoffice. Um auch in dieser Zeit ein wenig Kreativität und Theaterflair auf unseren Blog und in eure Zimmer zu bringen, haben wir uns dazu entschlossen das im Frühling 2020 von unseren Vorvorgänger*innen erfundene Format #theatralesWohnzimmer wieder ins Leben zu rufen! In diesem Format sprechen wir über Inszenierungen am Schauspiel Leipzig und animieren euch, inspiriert von den Stücken, mitzumachen und selbst künstlerisch aktiv zu werden.
Ein riesiger Sternenhimmel schmückt das Bühnenbild. Unter der Unendlichkeit des Universums steht ein Zelt und gleich daneben ein riesiger Felsbrocken. Mag er wohl vom Himmel gefallen sein, oder fällt er immer noch, um bald auf der Erde einzuschlagen? In „La Bohème. Träume // Leipzig“, einem Musiktheaterprojekt von Regisseurin Anna-Sophie Mahler und Autorin Anne Jelena Schulte, welches am 29.10. im Schauspiel Leipzig Premiere feierte, trifft die gleichnamige Oper von Giacomo Puccini aus dem Jahr 1896 auf die harte Lebensrealität von Menschen ohne festen Wohnsitz in Leipzig. Auf der Suche nach einer heutigen Bohème haben sich Regisseurin und Autorin an einen Ort begeben, der Zuflucht, zu Hause und Traum gleichermaßen darstellt.
Den Bahnhof im Rücken liefen wir einen Schotterweg entlang, der sich im Nirgendwo einer weit hingestreckten Brache zu verlaufen schien. Graue Wolkentürme, die westwärts jagten. Vogelgezwitscher. Undurchdringliches Buschwerk. Ein paar verfallene Baracken. Schutt. Keine Straße, keine Häuser, keine Passanten. Weder Natur noch Stadt.
So fanden wir zwar nicht Micha, dafür aber Franz. Ein Mann im Kleid, grüne Schienbeinschoner an den nackten Waden, die Fingernägel schwarz lackiert und in der Mitte mit je einem linealgeraden gelben Strich verziert. Die Beine übereinandergeschlagen saß er mit ein paar anderen an einer Feuertonne. Ein bunter Haufen inmitten der Brache: ein paar Zelte, eine Kommode, Tüten, Bücher, Stühle, ein Autositz. Seltsame Gebilde aus Metallstangen, Scherben, Steinen und weggeworfenen Gegenständen schaukelten leise quietschend im Wind. (Anne Jelena Schulte)
Im Stück wird das Himmelszelt zum Obdach, Träume und Realitäten fließen ineinander, brechen mit gesellschaftlichen Zwängen, vermischen sich, um am Ende doch vom Schicksal überholt zu werden. Wenn doch nur alle mehr träumen würden, dann wäre die Stadt ein besserer Ort.
Was macht für dich das Leben in der Stadt aus? Begib dich bewusst an einen Ort des täglichen Lebens und beobachte dort das Geschehen. Lass es auf dich wirken. Was fällt dir auf? Welche Situationen kannst du beobachten? Mache dir Notizen (Bilder, Audioaufnahmen, Video, aufschreiben von Gesprächsfetzen, etc.). Versuche im Anschluss deine Erfahrungen in einen künstlerischen Gegenstand zu transformieren, der deine Eindrücke widerspiegelt.
Schick uns dein Werk bis einschließlich bis Donnerstag den 23.12. an: Theaterpaedagogik@schauspiel-leipzig.de oder teile ihn unter #theatralesWohnzimmer.
Joey hat bereits eine Alltagssituationen in der Leipziger Innenstadt gefunden und hofft, dass sein Werke euch inspirieren kann!
Hauptbahnhof um drei, Joey Günther
Philipp Hechtfisch (er/ihn) ist als beurlaubter Student gerade erst in Leipzig angekommen. Auch wenn es ihn ab und zu noch in die Heimat zieht und er gerne über die Zugverbindungen zwischen Leipzig und Dresden schimpft, ist seine Kreativität bereits nicht mehr aus dem Theaterpädagogik Team des Schauspielhauses wegzudenken.
Joey Günther (er/ihn; dey/dem; es) kennt das Schauspiel Leipzig fast wie seine eigene Westentasche. Doch lechzend nach mehr betritt er nun neue Pfade im Bereich der Theaterpädagogik. Zwischen Cosplay, Bubble Tea und Indie-Rock stürzt er sich ins FSJ-Leben.